Liechtensteinische Ärztekammer (LAEK) und der Berufsverband der Psychologinnen und Psychologen Liechtensteins (BPL) haben in einem ausführlichen Positionspapier zum Psychiatriekonzept der Regierung auf Mängel hingewiesen und konkrete Massnahmen gefordert.
Obwohl das Psychiatriekonzept als wichtiger Schritt gelobt wird, betonen die Verbände, dass zahlreiche Aussagen und Berechnungen des Konzepts von der klinischen Realität abweichen und dringend einer fachlichen Korrektur bedürfen. Vor allem in den Bereichen der ambulanten und intermediären Versorgung sowie der Notfallversorgung sehen sie gravierende Lücken.
Kritik an hypothetischen Annahmen und fehlenden Massnahmen
Die Verbände kritisieren, dass das Psychiatriekonzept auf abstrakten Zahlenspielereien basiert, die die tatsächliche Versorgungssituation nicht realistisch abbilden. So werden im Konzept zusätzliche Konsultationskapazitäten für Psychiater ohne OKP-Vertrag überschätzt, obwohl diese Fachkräfte bereits stark ausgelastet sind. Ebenso wird die Arbeitsbelastung der Psychotherapeuten nicht korrekt wiedergegeben. Die im Konzept genannten Zahlen stimmen nicht mit den internen Statistiken überein, was zu einem verzerrten Bild der tatsächlichen Kapazitäten führt.
Dringlicher Handlungsbedarf bei Kindern, Jugendlichen und in der Notfallversorgung
Besonders besorgniserregend ist die unzureichende Versorgung von Kindern und Jugendlichen sowie die ungenügende psychiatrische Notfallversorgung. Die Verbände fordern umgehende Massnahmen, um die Lücken in der Versorgung zu schliessen. Sie verweisen darauf, dass ohne ausreichende intermediäre Angebote und tagesklinische Versorgung die ambulante und stationäre Versorgung überlastet wird.
Inländische Lösungen gefordert
Während das Psychiatriekonzept auf Kooperationen mit externen Anbietern setzt, plädieren die Verbände für den Aufbau inländischer Strukturen. Die bisherigen regionalen Angebote seien bereits ausgelastet, und die geplanten Kooperationen mit ausländischen Partnern, etwa im Kinder- und Jugendbereich, erscheinen den Experten als nicht ausreichend
Das Positionspapier soll die anstehende Konkretisierungsphase des Psychiatriekonzepts begleiten und die Fachkompetenz der inländischen Experten in den Umsetzungsprozess einbringen. Die Verbände appellieren an die Regierung, diese Expertise endlich zu nutzen und die notwendigen Massnahmen rasch voranzutreiben.