Startseite Ausland EU verhängt 3,5-Milliarden-Dollar-Strafe gegen Google

EU verhängt 3,5-Milliarden-Dollar-Strafe gegen Google

. Die Europäische Kommission hat den US-Technologiekonzern Google wegen wettbewerbswidriger Praktiken im Bereich der digitalen Werbetechnologie mit einer Rekordstrafe von 3,5 Milliarden Dollar belegt. Neben der Geldbusse ordnete die Kommission an, dass Google seine „Selbstbevorzugung“ in der Werbelieferkette sofort beenden und bestehende Interessenkonflikte ausräumen muss. Es ist bereits das vierte Mal seit 2017, dass die EU den Konzern mit einer Milliardenstrafe belegt. Im Zentrum der Ermittlungen standen Googles Werbeplattformen AdX und DFP, die Werbekunden mit Online-Verlagen zusammenbringen. Nach Ansicht der Kommission hat Google seine marktbeherrschende Stellung missbraucht, indem es eigene Dienste bevorzugte und damit Konkurrenten, Werbetreibende und Verlage benachteiligte.

„Googles illegale Praktiken haben die Kosten für Werbung erhöht, die letztlich die europäischen Verbraucher über höhere Preise tragen mussten“, erklärte EU-Wettbewerbskommissarin Teresa Ribera. Zudem hätten Verlage weniger Einnahmen erzielt, was die Qualität journalistischer Angebote beeinträchtigt und Abo-Preise in die Höhe treiben könnte. Die Kommission fordert Google nun auf, innerhalb von 60 Tagen Vorschläge für Abhilfemassnahmen vorzulegen. Sollte das Unternehmen keinen „tragfähigen Plan“ präsentieren, behalte man sich strukturelle Massnahmen wie den Verkauf von Teilen des Werbetechnikgeschäfts vor.

Google wies die Vorwürfe zurück und kündigte Berufung an. „Die Entscheidung ist falsch und schadet tausenden europäischen Unternehmen“, sagte Lee-Anne Mulholland, die globale Leiterin für Regulierung. Für zusätzlichen Zündstoff sorgt die Reaktion aus den USA. Ex-Präsident Donald Trump bezeichnete die Strafe als „unfair“ und warf der EU vor, „amerikanische Investitionen und Jobs zu stehlen“. Die Entscheidung fällt in eine Phase angespannter Handels- und Technologiebeziehungen zwischen Brüssel und Washington.

Auch in den USA, Kanada und Grossbritannien steht Google wegen seiner dominanten Rolle im digitalen Werbemarkt unter Druck. Das US-Justizministerium fordert ebenfalls die Abspaltung zentraler Geschäftsbereiche wie AdX und DFP. Trotz der Milliardenstrafe bleibt die finanzielle Belastung für den Konzern begrenzt: Allein im zweiten Quartal erzielte Google einen Umsatz von 28,2 Milliarden Dollar. Kritiker warnen daher, dass blosse Geldbussen nicht ausreichen. „Nur eine Zerschlagung kann Googles Monopol wirklich beenden“, betonte die Technologie-Expertin Cori Crider vom Future of Technology Institute. Ob es tatsächlich zu einer strukturellen Aufspaltung des Konzerns in Europa kommt, bleibt vorerst offen. Klar ist jedoch: Die Auseinandersetzung zwischen der EU und dem Tech-Giganten geht in eine neue Runde – und könnte wegweisend für die künftige Regulierung der Digitalwirtschaft sein.

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