Am 26. September hält die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihre nächste vierteljährliche Sitzung ab. Nadia Gharbi, Senior Economist bei Pictet Wealth Management, erwartet eine Zinssenkung um 25 Basispunkte auf 1,0 %. Es besteht jedoch das Risiko einer grösseren Senkung um 50 Basispunkte, insbesondere nach der jüngsten Entscheidung der US-Notenbank.
In der Vergangenheit erfolgten Zinssenkungen um 50 Basispunkte in der Schweiz meist bei starker Aufwertung des Schweizer Frankens oder bei einer deutlichen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage, wie im Juli 2001, November 2008 und Januar 2015. Obwohl die aktuelle Wirtschaftslage keine beschleunigte Zinssenkung rechtfertigt, setzt die Neupreisgestaltung der Zinserwartungen die SNB unter Druck, weiter zu gehen. Ein Verfehlen der Markterwartungen könnte den Schweizer Franken weiter stärken.
Die Inflation in der Schweiz ist in den letzten Monaten stärker als erwartet gesunken. Im August fiel die Verbraucherpreisinflation auf 1,1 % im Jahresvergleich, nach 1,3 % im Juli. Die Kerninflation blieb stabil bei 1,1 %, ebenso wie die Dienstleistungsinflation bei 2,2 % und die inländische Inflation bei 2,0 %. Der starke Franken trug dazu bei, die importierte Inflation im letzten Monat zu senken.
Nach dem Ende der COVID-19-Pandemie förderte die SNB erfolgreich eine Aufwertung des Frankens, um die importierte Inflation zu dämpfen. Dies führte dazu, dass die Preise in der Schweiz weniger stark stiegen als in anderen europäischen Ländern. Ein starker Franken ist nun ein wichtiger Faktor für die Disinflation in der Schweiz. Zudem wird der Beitrag von Mieten und Strom zur Inflation im Jahr 2025 voraussichtlich abnehmen.
Die neuesten Preisdaten deuten auf eine Inflationsrate im dritten Quartal hin, die deutlich unter dem von der SNB prognostizierten Wert von 1,5 % liegt. Dies zwingt die SNB, ihre Inflationsprognosen für 2024 und 2025 zu senken. Ein Schwerpunkt wird auf dem Inflationsverlauf und der mittelfristigen bedingten Inflationsprognose der SNB von 1,0 % liegen. Eine Abwärtskorrektur dieser Zahl könnte signalisieren, dass die SNB weitere Lockerungen für notwendig hält.
Obwohl Zinssätze das bevorzugte Instrument bleiben, ist die Schwelle für eine Intervention der SNB am Devisenmarkt zur Senkung des Frankens nun viel niedriger als zuvor.
Insgesamt wird die SNB bei ihrer Sitzung am 26. September wahrscheinlich eine dovishe Haltung einnehmen. Wir erwarten weiterhin eine Zinssenkung um 25 Basispunkte auf 1,0 %, mit dem Risiko einer grösseren Senkung. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Leitzins der SNB später in diesem Jahr oder 2025 unter die neutrale Rate von 1,0 % fällt, hat deutlich zugenommen.
Diese Sitzung wird auch die letzte unter dem Vorsitz von Thomas Jordan sein, der am längsten amtierende Vorsitzende. Er wird durch Martin Schlegel, den derzeitigen Vizepräsidenten, ersetzt. Diese Änderung wird unserer Ansicht nach keinen Einfluss auf die Reaktionsfunktion der SNB haben.