Mit dem heutigen Tag hat die Europäische Zentralbank erneut beschlossen, alle drei Leitzinssätze um 25 Basispunkte zu erhöhen. In Zahlen bedeutet das folgendes. Mit Wirkung zum 2. August 2023 erhöht sich der Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte auf 4,25% und die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität auf 4,50% bzw. 3,75%. Aufgrund dieser Schritte ist zu erkennen, dass die Inflation noch länger kein Ende finden wird.
Kurz erklärt bedeutet eine Erhöhung des Leitzins, dass es für Banken teurer wird, sich Geld von der Zentralbank zu leihen. In weiterer Folge und um diese zusätzlichen Kosten auszugleichen, erhöhen die Banken die Konditionen für Kredite ihrer Kunden. Dies führt dazu, dass weniger Kredite bei den Banken aufgenommen.
Die seit der letzten Sitzung der EZB beobachteten Entwicklungen der Inflation zeigen, dass die Inflation im weiteren Verlauf des Jahres sinken wird, langfristig jedoch über dem Zielwert bleiben wird. Die Wirkung der bisherigen Erhöhungen der Zinssätze ist deutlich zu erkennen. Nämlich führt auch die erneute Verschärfung der Massnahmen zu einer Eindämmung der Nachfrage, was wesentlich ist, wenn es darum geht den gewünschten Zielwert zu erreichen.
Die EZB hat nun ein mittelfristiges Ziel von einem Zinssatz von 2% bekanntgegeben. Somit werden die Beschlüsse der EZB in Zukunft dafür sorgen, dass die Leitzinsen so lange wie notwendig auf einem restriktiven Niveau gehalten werden, um das gewünschte mittelfristige Ziel von 2% zu erreichen. Auch die zukünftigen Beschlüsse der EZB zur weiteren Eindämmung der Inflation werden auf Daten gestützt sein. Zudem wird bei den weiteren Ansätzen die vermeintliche Entwicklung der Inflation berücksichtigt werden.
Ein weiterer Beschluss des EZB-Rates ist jener, Mindestreserven in Zukunft mit 0% zu verzinsen. Mit diesem Beschluss wird zum einen die Wirksamkeit der Geldpolitik gewahrt, da die derzeitige Kontrolle über den geldpolitischen Kurs beibehalten wird und zum anderen wird die Geldpolitik mit diesem Beschluss effizienter gemacht, da der insgesamt auf Reserven zu zahlende Zinsbetrag reduziert wird.
Die EZB ist gewillt und davon überzeugt, die 2% Marke zu erreichen. Es ist abzuwarten, wie sich die Inflation mit der erneuten Erhöhung des Leitzinses entwickeln wird.
Welche Auswirkungen könnten das jetzt auf Liechtenstein haben? Aufgrund der Nähe zu Österreich, haben die ständigen Erhöhungen der Zinsen indirekte Auswirkungen auf Liechtenstein. Da die Konditionen für Bankkunden immer schlechter werden, und die Konditionen in Liechtenstein grundsätzliche gleich bleiben, könnte es bald der Fall sein, dass es für Österreicher billiger wäre, in Liechtenstein einen Kredit aufzunehmen, als in Österreich selbst. Dasselbe kann man auch über die anhaltenden hohen Preise von jeglichen Gütern aus dem Handel sagen. Aufgrund der Inflation steigen viele Produkte, vor allem im Euroraum, im Wert massiv an, was für viele ein Problem darstellt. Bislang galten die Schweiz und Liechtenstein immer als die teuren Länder und viele gingen nach Österreich zum einkaufen, da es dort billiger war. Haben die Zinserhöhungen jedoch nicht den gewünschten Effekt, dass die Inflation schnell zurück geht, könnte sich das Blatt wenden und in Liechtenstein einkaufen wird billiger sein als in Österreich. Dann würden immer mehr und mehr Vorarlberger in Liechtenstein einkaufen gehen, da es schliesslich billiger ist, was zu mehr Einnahmen für die Liechtensteiner Konzerne führen kann. Bis Vorarlberger wirklich nachhaltig in Liechtenstein einkaufen, wird es sicher noch etwas brauchen. Was aber zuerst passieren wird, ist dass Liechtensteiner, die immer in Feldkirch eingekauft haben, jetzt im eigenen Land kaufen, wenn es billiger oder gleich teuer ist.